Die Hackflora - Ausdruck einer besonderen Weinbergkultur
Über Jahrhunderte hinweg wurden die Flächen zwischen den Rebstöcken mit der Hacke aufgelockert und dabei gleichzeitig die Gräser entfernt. Dies ermöglichte einer ganzen Reihe von Pflanzen die Besiedlung der Weinberge. Diese Pflanzen fasst man als sogenannte "Hackflora" zusammen. Typisch für diese Pflanzengemeinschaft ist eine weitreichende Anpassung an die besonderen Bedingungen im Weinberg - im Sommer Trockenheit und heiße Böden; daraus resultierend extreme Schwankungen zwischen Tages- und Nachttemperaturen - sowie die zeitige Blüte im Frühjahr, weshalb die Hackflora vorwiegend aus Zwiebelgewächsen besteht.
Die heutigen, modernen Anbaumethoden lassen dieser traditionellen Weinbergflora aber kaum eine Chance. Die Winterbegrünung und die Düngung stärken nachhaltig die ohnehin konkurrenzstärkeren Gräser; der frühzeitige Einsatz von Herbiziden noch vor Ende der Frühjahrsblüte sowie der Einsatz von Fräsen, die die Zwiebeln zerstören, haben zum nahezu vollständigen Verschwinden dieser seltenen Pflanzen geführt, die einst das Bild der Region mitgeprägt haben.
Was kann man tun? Das Ziel kann natürlich nicht lauten, die modernen Anbaumethoden durch herkömmliche Bearbeitung zu ersetzen. Vielmehr geht es darum, Nischen zu finden, in denen die Hackflora überleben oder wieder angesiedelt werden kann - ohne großen Mehraufwand für die Winzer. Wenn der erste Herbizid-Einsatz auf die Zeit nach der Frühjahrsblüte verschoben wird, erhalten die Pflanzen die Chance, sich durch Samen vermehren zu können. Eine Wiederansiedlung im Unterstockbereich, außerhalb des Aktionsradius der Fräsen, ist ebenfalls erfolgversprechend. Ein weiterer, zentraler Baustein ist die Vermeidung übermäßigen Stickstoffeintrages durch Intensiv-Düngung. Auch die Winterbegrünung, die von der Stickstoffanreicherung ebenfalls profitiert, sollte kritisch beleuchtet werden.
Diese Vorschläge sind natürlich kein Allheilmittel und auch nicht in jedem Fall anwendbar. Der Bestand einer Hackflora setzt auf schonender, nachhaltiger Bewirtschaftung auf und bedingt somit auch nachhaltige Betriebe. Dem wirschaftlichen Fortbestand eines Weinbaubetriebes kommt damit ebenfalls eine zentrale Bedeutung zu. Wir hoffen, dass bei Abwägung ökologischer und ökonomischer Interessen es mehr und mehr Fälle gibt, in denen ein ökologisch verträglicher Weinbau angewendet werden kann, ohne die materielle Existenz eines Betriebes zu gefährden.
Ungeachtet dessen gibt es fast immer Ansatzpunkte, an denen ganz ohne materielle Folgen etwas für die Weinbergflora getan werden kann: Spitzzeilen, Randflächen, Kurvenbereiche, freie Flächen am Anfang und Ende der Rebzeilen, Lagerflächen, ....
Hier kommt es alleine auf den guten Willen des Einzelnen an. |
|