Der Storchenverein betreut 26 Kleingewässer, die südlich und östlich der Gemeinde Steinfeld und südlich der Orte Kapsweyer, Schweighofen und Schaidt am nördlichen Bienwaldrand liegen. ![]() ![]() Luftaufnahme der Gewässer südlich von Steinfeld
Die ersten 16 wurden zwischen 1996 und 2001 mit Landespflegemitteln angelegt. Bei der Beantragung dieser Gelder aus dem Amphibienschutzprogramm des Landes Rheinland-Pfalz waren wir zunächst noch unerfahren, und die Landespflege in Neustadt erteilte unserem ersten Antrag von 1995 eine knapp formulierte Abfuhr. Nach einigem ‚Hin und her’ klappte es dann aber doch und wir konnten bauen. Bei der Tiefbauphase des Jahres 1996 entstanden die Teiche St3, St4 und St6 - St10. Den Zuschlag bekam eine Firma, deren Inhaber es unserem damaligen Vorstandsmitglied Heinz Angermeier erlaubte, abends mit dem firmeneigenen Bagger noch eine Weile weiterzuarbeiten. So entstanden z.B. die südwärts bzw. ostwärts gerichteten Wasserzungen von St8 und St10. Den letzten Grundschliff erhielten die angehenden Amphibienteiche mit Spaten und Schippe, wodurch die Uferlinie noch abwechslungsreicher gestaltet wurde.
Die Grundstücke konnten von der Gemeinde Steinfeld angepachtet werden. Das Goldruten-Ödland um die Teiche überführten wir durch jährlich ein- bis zweimaliges Mähen in Wiesengrünland.
![]() ![]() Vereinsmitglieder im Arbeitseinsatz Die neue Firma baggert
Die Erdarbeiten der Jahre 1997-2001 wurden von einer anderen Baufirma übernommen, bei der wir selbst nicht mehr mitbaggern durften. Der andere Unternehmer war inzwischen pleite gegangen. Die Flurstücke konnten vom Forstamt Schaidt (K2-K4) und von drei Privateigentümern (St2, St11, Sch1) angepachtet werden, wurden gekauft (St1) oder dem Verein von der Gemeinde Steinfeld zur Nutzung überlassen (CW2). Ab einem bestimmten Punkt ging es auch ohne Vertrag. Man kann sich vorstellen, daß der mit dem Anlegen der Teiche verbundene Papierkrieg und das viele Telefonieren und Termin-Absprechen manche Stunde Freizeit verschlangen, zwei Schriftführer (Dres. Moritz und Sternik) in Atem hielten und uns auch den einen oder anderen Ärger einbrachten. Aber hier soll nicht geklagt werden!
Die dritte Bauphase spielte sich im Frühjahr 2003 ab . Es entstanden 10 Amphibienteiche am Nordostrand des Flugplatzes von Schweighofen (nicht auf der Detail-Karte zu sehen). Das bemerkenswerte an dieser Aktion war, daß keine öffentlichen Gelder verbraucht wurden. Die Flugplatzbetreiber hatten nämlich die Möglichkeit, besonders kostengünstig Erde zu bewegen und stellten dies dem Storchenverein nicht in Rechnung. Der erste und der zweite Vorsitzende des Aeroclubs Schweighofen-Wissembourg hatten den ersten Vorsitzenden des Storchenvereins bei einer Informationsveranstaltung des Regionalkonzeptes Bad Bergzabern kennengelernt, und man merkte dann schnell, daß eine zukünftige Zusammenarbeit für beide Seiten vorteilhaft wäre. Was hat der Aeroclub von den Amphibienteichen? Böse Zungen meinen, der Flugplatz habe ein Image-Problem, und die Betreiber müssten ihren Kritikern deshalb durch gute Taten in Sachen Umwelt den Wind aus den Segeln nehmen. Aber was wäre daran schlimm? Würde man überall nach diesem einfachen Muster verfahren, sähe die Agrarlandschaft in Deutschland deutlich abwechslungsreicher aus! Die Zusammenarbeit zwischen dem Aeroclub und dem Storchenverein stellt ein Modellprojekt dar, das demonstriert, daß eine Freizeitnutzung von Landschaft mit den Interessen des Naturschutzes vereinbar ist, wenn beide Seiten aufeinander zugehen. Die Sportflieger von Schweighofen haben einen Überraschungscoup gelandet!
![]() ![]() Flugplatz Schweighofen mit Teichen und Reisighaufen (Pfeile) Sportflieger beim Landeanflug
Die 26 Amphibienteiche des Storchenvereins sind Teil eines angestrebten Gewässer-Verbundsystems am nordwestlichen Bienwaldrand , das südlich der Viehstrichgemeinden mindestens 50 Amphibien-Brutgewässer umfassen sollte. Diese Anzahl von Teichen wird von Fachleuten als Untergrenze für ein gut etabliertes, ungefährdetes Schutzgebiet für Lurche angesehen. Zu den 26 jetzt schon existierenden Kleingewässern des Storchenvereins kommen noch die Teiche K1A bis K1C am Bahnhof Kapsweyer hinzu, die von dieser Gemeinde 1994 ausgehoben wurden, die beiden Kleinstgewässer der „Amphibienschutzzone“ (ASZ) des Angelsportvereins „Petriheil“ Bad Bergzabern am Franzosengraben südlich von Steinfeld und ca. fünf bis sieben feuchte Senken, Viehtränken, Reste eines Erlenbruchwaldes etc. Die nächsten ca. 15 Teiche sollen nach den Befunden und Empfehlungen von drei Diplom- bzw. Staatsexamensarbeiten angelegt werden, die unser Verein in den Jahren 2001 und 2002 im betreffenden Gebiet durchführen ließ. Die drei Examenskandidatinnen der Karlsruher Biologie wurden von Prof. Taraschewski betreut. Die gebundenen Arbeiten können in der UB der Universität Karlsruhe und beim Storchenverein ausgeliehen werden. Die Titel lauten:
In die Studien mit einbezogen wurden neben den K1-Teichen und der ASZ teilweise auch die angelsportlich genutzten Gewässer Steinfelder Panzergraben (Pg) mit Schwanenweiher, der Franzosengraben (Fg), die ebenfalls mit Fischen besetzten „Campingweiher" (Cw1, Cw3) und das Bruchbach-System. Bei dem relativ großen Waldhof-Teich handelt es sich um eine „ökologische Ausgleichsmaßnahmen, die der „Waldhof-Gärtnerei" auferlegt wurde. Durch die relativ steil abgegrabenen Ufer und den Fischbesatz ist dieses Gewässer aber im Hinblick auf Amphibien wertlos. Es befindet sich in Privatbesitz und wurde nicht mit untersucht.
Ergebnisse:Anhand der erhobenen wasserchemische Daten (pH, Leitfähigkeit, Sauerstoff, Sättigung, Stickstoff und Phosphor wurden gemessen) konnte z.B. aufgezeigt werden, daß der vom Bruchbach gespeiste fischereilich genutzte Panzergraben (Pg) mit durchschnittlich 224 Mikrogramm/1 P4-P die höchste Gesamtphosphatkonzentration aufwies. Er dient als Sedimentationsbecken und Nährstoffsenke des Bruchbachs (Bb), der seinerseits landwirtschaftlich genutztes Gebiet z.B. Rhabarberfelder entwässert und daher erhöhte Phosphatgehalte zeigt. Der Weiher CW3 wird von einem Bruchbacharm durchflossen, und in die Gewässer CW1 und K1B scheint gelegentlich winterliches Hochwasser eines Bruchbacharmes überzutreten. Der zum Zeitpunkt der Untersuchung erst fünf Jahre alte Teich K2 scheint seinen leicht erhöhten Phosphatgehalt durch den herbstlichen Laubeintrag der umgebenden großen Bäume zu erlangen. Die anderen Amphibienteiche von Steinfeld (St1 - St10) und Kapsweyer (K1 - K4) liegen in offenem Gelände mit geringem Eintrag organischer Totsubstanz und nehmen daher eine nährstoffärmere Entwicklung. Interessanterweise gehört der bereits mehrere Jahrzehnte alte, nicht vom Bruchbach gespeiste, angelsportlich genutzte Franzosengraben (Fg) zu den nährstoffärmsten der untersuchten Gewässer. Hier zeigt sich erneut, daß der Phosphateintrag vom Bruchbach. ![]() Man achte auf den hohen Phosphatgehalt im Panzergraben (Pg). Prinzipiell sollten neu geschaffene Amphibienteiche einige Jahre lang nährstoffarm bleiben, da es aufgrund der Intensivlandwirtschaft heutzutage überall in der offenen Landschaft ein hohes Nährstoffangebot gibt, weshalb man auf den Roten Listen hauptsächlich Pflanzen- und Tierarten findet, die in ihren Biotopen auf ein geringes Angebot von Phosphor (begrenzendes Element der Primärproduktion) und Stickstoff angewiesen sind. In einem Gewässer-Verbundsystem mit vielen Kleingewässern wird aber die Biodiversität gesteigert, wenn einige Teiche mit starkem Laubeintrag darunter sind (Beispiel K2), da diese Situation von einigen bedrohten Tierarten benötigt wird.
Das Gewässer K2 zeichnet sich in Bezug auf seine Wirbellosen-Fauna durch fünf Arten der Roten Listen und Vorwarnlisten (Deutschland und Rheinland Pfalz) aus, während im nährstoffärmeren, gleich alten Teich St5 nur zwei gefährdete bzw. potentiell gefährdete Arten nachgewiesen werden konnten (Käfer, Wanzen, Libellen, Schnecken und Muscheln) wurden in der Diplomarbeit von Frau Werth erfasst). Der unmittelbar benachbarte Teich St6 brachte es dagegen auf sieben Arten, woran man erkennt, daß sich die Teiche in dieser Hinsicht z.T. ohne eindeutig erkennbaren Grund erheblich von einander unterscheiden.
![]() Ein Teich im Alter von zwei Tagen Ein Teich im Alter von fünf Jahren
Generell stellt sich die Frage, ob man bei der Anlage von Kleingewässern das Ziel verfolgen solle, daß diese anschließend möglichst viele Rote-Liste-Arten beherbergen oder daß sie eine möglichst große Biodiversität (Artenvielfalt) aufweisen.
In der Praxis war die Frage allerdings nicht von Bedeutung, da die 29 nachgewiesenen bedrohten und potentiell bedrohten Arten in einem bunten Muster über die Teiche verteilt vorkamen. Der große Kolbenwasserkäfer Hydrophilius piceus wurde z.B. nur in zwei der 19 untersuchten Gewässer nachgewiesen, die Schnecke Stagnicola corvus gar nur in einem einzigen.
![]() Großer Kolbenwasserkäfer • Stagnicola corvus
(ca. 5 cm) (ca. 1,5 cm)
Ein Befund trat aber sehr deutlich hervor. In Gewässern mit dichten Beständen von Sonnenbarschen (Cw1, St9, St10) herrschte eine geringe Artenvielfalt, und Rote-Liste-Arten kamen so gut wie nicht vor. In den Teichen St9 und St10 waren von unbekannter Seite bald nach ihrer Entstehung Sonnenbarsche eingesetzt worden, die sich anschließend rasant vermehrten. Ab dem Jahr 2001 verfügte der Storchenverein jedoch über eine saugstarke Schlammpumpe und einen Traktor und es gelang 2002 und 2003 in mehreren Abpumpaktionen alle Sonnenbarsche aus St9 und St10 zu entfernen. Aus Cw1 konnten diese nordamerikanischen Raubfische bisher leider nicht entfernt werden. Er ist für eine Abpumpaktion zu groß!
![]() ![]() Sonnenbarsch-Abpumpaktion am St10
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![]() Blüte der Salzbunge |
Beide Rote-Liste-Arten, Salzbunge und Echter Wasserschlauch, wurden durch das neue Angebot an Stillgewässern nordwestlich des Bienwaldes deutlich gefördert. Man sollte diese Amphibien-begleitenden, Oberrhein-typischen Pflanzen im Auge behalten! |




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Südlich der Ortschaften Steinfeld und Kapsweyer befindet sich ein gut etabliertes Amphibienschutzgebiet. Es sollte Richtung Schweighofen-Altenstadt (westwärts) ausgebaut werden. Auch ostwärts und westwärts des Steinfelder Zentrums gibt es noch Lücken im Gewässerverbundsystem zu schließen.
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Der unmittelbare Bienwaldrand scheint die besten Lagen für weitere Teiche zu bieten. Aber zur Förderung einzelner Arten, z.B. der Wechselkröte, sollte man auch einige Spezialteiche, z.B. besonders flache Kleinstgewässer im Bereich der Waldhof Gärtnerei anlegen.
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Beim Ausheben der weiteren Laichgewässer werden wir eine noch größere, noch auslappendere Flachwasser-Randzone schaffen als bisher.
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Einige der bereits existierenden Teiche sollte man auf natürliche Weise altern und verkrauten lassen, bei den meisten aber zumindest die Gehölzinitialbestände an den Ufern regelmäßig entfernen. Bei anderen Gewässern bietet sich an, Uferbereiche alle paar Jahre freizuschieben. Auf diese Weise werden viele unterschiedliche Nischen erhalten und geschaffen, woraus eine hohe Biodiversität resultiert.
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Bei der Schaffung weiterer Teiche wird der sandig-kiesige Aushub wie bisher auf einer Gewässerseite oberflächlich ausgebreitet, wodurch vegetationsarme Aufwärmplätze für Insekten und Reptilien entstehen und an Nährstoffarmut und Trockenheit angepaßte Pflanzen gedeihen können. Auch hat sich bewährt, die Strukturvielfalt und damit die tierische Artenvielfalt des umliegenden Geländes durch Totholz- und Steinhaufen und durch einzelne Büsche zu erhöhen.
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Sonnenbarsche (in der Regel eingesetzt) und/oder andere Fische sollten nicht in Amphibienteichen vorkommen.
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Das Anfüttern von Wassergeflügel für die Jagd muß in Amphibienteichen (und anderswo) unbedingt unterbleiben.
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Im Naturschutz hat es sich im Hinblick auf die „Herzen der Menschen" bewährt den Schutz von Schlüsselarten wie Weißstorch oder Wachtelkönig in den Vordergrund zu stellen. Solche Schlüsselarten müssen leicht zu identifizieren sein und einen hohen Sympathiewert besitzen. Wenn sie dann noch attraktiv aussehen und hochgradig bedroht sind, eignen sie sich als Zugpferde und Galionsfiguren des Natur- und Landschaftsschutzes.
- der Weißstorch (man sieht ihn im Flachwasser der Teiche stehen),
- der Laubfrosch (unverwechselbare Märchenfigur. Es wird sehr bald eine größere, lautstarke Population im Gebiet geben),
- der Springfrosch (der in Rheinland-Pfalz stark gefährdete Frosch stellt eine Charakterart des Bienwaldes dar),
- der Große Kolbenwasserkäfer (er ist größer als ein Gelbrandkäfer und unverwechselbar),
- der Echte Wasserschlauch (eine attraktive Charakterart des Oberrheingebietes),
- die Salzbunge (unverwechselbar, oberrheintypisch).



